Verletzungen diagnostizieren
Dieser Ratgeber wurde dankenswerter Weise von Prof. Dr. Rothschild, Direktor des Institut für Rechtsmedizin Köln, speziell für AVA verfasst und mit Fotos aus seinem Archiv versehen. Er schreibt:
Die ärztliche Dokumentation sollte folgende Fragen beantworten:
- Welche Art von Verletzung liegt vor?
- Wo genau am Körper ist die Verletzung?
- Wie sieht die Verletzung aus (Farbe, Form, Größe)?
Dokumentation durch Text, Eintrag in Körperschema und Fotografie mit Maßstab. Die genaue Beschreibung einer Verletzung erlaubt so Rückschlüsse auf:
- Die Art des einwirkenden Werkzeugs,
- Den Zeitpunkt der Verletzung und
- Die Gefährlichkeit der Einwirkung.
Hämatom | Kompressionsblutung | Schürfung | Quetsch-Riss-Wunde | Stich | Schnitt | Thermische Gewalt | Elektrothermische Gewalt
Hämatom
Einblutung in die Unterhautschichten am Ort der Gewalteinwirkung als Folge von Gefäßzerreißungen. Frische Hämatoe sind blau-livide, ältere grün und schließlich gelb.
Kompressionsblutungen
Hauteinblutung durch Gefäßzerreißungen unmittelbar neben dem Ort der Gewalteinwirkung, z.B. Stockschlag oder Fußtritt mit beschuhtem Fuß, durch Platzen kleiner Hautgefäße.
Schürfung
Oberflächliche Verletzung der Haut mit Rötung und Abschieben der oberen Schichten. Der Hautabrieb verläuft in die gleiche Richtung wie die eingewirkte Gewalt.
Quetsch-Riss-Wunde "Platzwunde"
Tiefergreifende Verletzung (Wunde) mit Eröffnung der Haut in Folge einer Überdehnung/Quetschung, häufig am Kopf. Spezifisch sind "Gewebsbrücken" (siehe Abbildung) als Abgrenzung zum Schnitt.
(Anmerkung: Der Begriff "Prellung" oder "Prellmarke" ist eine Mischung aus Befund und Interpretation, der grundsätzlich vermieden werden sollte.)
Bild zeigt Gewebsbrücken
Stich
Gradlinig-glattrandige Hauteröffnung, bei einer Stichverletzung ist die Länge der Hauteröffnung von geringerer Länge als der Stichkanal lang ist.
Bei der Befunddokumentation ist die Beschreibung des Stichkanals mit Richtung und Tiefe wichtig.
Bild: Stich
Schnitt
Gradlinig-glattrandige Hauteröffnung. Beim Schnitt ist die Verletzungstiefe deutlich geringer als die Hauteröffnung lang ist. Bei der Befunddokumentation ist die Erfassung der Länge, die Beschreibung der Wundränder und Wundwinkel wichtig.
Bild: Schnittnarben
Thermische Gewalt
Einwirkung von heißer Flüssigkeit oder Dampf, offener Flamme oder von heißen Gegenständen. Einteilung der Hautveränderung in 3 Grade: Rötung, Blasenbildung, Nekrose. Die Dokumentation von Form, Lokalisation und Schweregrad ist wichtig.
Bild: Zigarettenglutverletzung
Elektrothermische Gewalt
Einwirkung von Strom, eventuell Strommarken an der Haut (diskrete weißlich-wallartige Veränderungen, siehe Abbildung), sichtbare Veränderungen an der Haut können aber auch fehlen, anamnestische Hinweise durch Kribbeln, Muskelkrampf o.ä.
Bild: Strommarke auf Finger
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